Zur Heiligsprechung
Kardinal-Staatssekretär Pacelli (der spätere Papst Pius XII.) am Tag der
Heiligsprechung
Bruder Konrads von Parzham am 20. Mai 1934:
Wunderbar
ist Gott in seinen Heiligen! - das war gewiß der Freudenruf und das Dankgebet
Eurer Herzen, als Ihr am Morgen dieses denkwürdigen Pfingsttages durch den Mund
des
Stellvertreters Christi den stillen, demütigen Gottesmann Konrad von
Parzham zur höchsten
Ehre erhoben sehet, die Christi heilige Kirche hier auf
Erden zu vergeben hat.
Ja, in Wahrheit, wunderbar ist Gott in seinen
Heiligen. Wunderbar in den unerforsch-
lichen Geheimnissen seiner Berufungen.
Wunderbar in den gnadenvollen Wegen, auf
denen er seine Auserwählten führt bis
zum leuchtenden und beglückenden Ende.
Wunderbar, wie er die Armen erhebt aus
dem Staube, um sie zu setzen unter die Fürsten
seines Reiches, jenes himmlischen
Jerusalem, von den die irdische Kirche Vorbild und
Pflanzschule ist.
Glücklich
das Bayernland, glücklich das Deutschland, dem in schwerer, von düsteren
Wolken
überschatteter Zeit ein neuer Fürbitter an Gottes Thron ersteht und ein neues
Vorbild! Ein neuer Fürbitter in dem großen Geisteskampf gegen die Mächte der
Finsternis, die den unsterblichen Seelen nachstellen, die Christus durch sein
Blut erlöst hat.
Ein neues Vorbild gottseligen, christusfrohen Lebens
in einer Zeit, wo laute und aufdringliche
Dieseitspropheten versuchen, den
Völkern die trügerische Fata-Morgana einer Zukunft zu
zeigen, die ihr Glück
und ihre Größe nicht im Christus, sondern fern von ihm und gegen ihn
suchen
und finden soll.
Ihr seid nach der Ewigen Stadt gekommen, um gemeinsam
mit dem Vater der Christenheit
den Glorientag Eures neuen deutschen und bayerischen
Heiligen zu begehen. Zusammen
mit ungezählten Glaubensbrüdern aus der katholischen
Welt habt Ihr unter der Kuppel des
Petersdomes das stets sich erneuernde Pfingstwunder
übernatürlicher Glaubens- und
Gesinnungseinheit erlebt - über alle irdischen
Grenzen der Sprachen und Nationen hinweg.
Gestärkt durch dieses Pfingsterlebnis
kehrt Ihr zurück in Eure Heimat, neu gefestigt in Eurem
Glauben, neu belebt
in zuversichtlicher Hoffnung, neu entzündet in jener Liebe, die kein Leid
entmutigen
und kein Haß irremachen kann. In der Vereinigung mit dem leidenden, auferstandenen,
verklärten Heiland und dem Heiligen Geist, den er uns als Tröster dieser unserer
Pilgerschaft
gesandt hat, findet Ihr die Kräfte, um die Prüfungen und Kämpfe
zu bestehen, die denen, die
Gott lieben, nie erspart blieben und in unseren
Tagen weniger als je zuvor.
Das tiefe und erschütternd ernste, zugleich
aber auch tröstende und aufrichtende Heilandswort an
Petrus und die Jünger kann
vielleicht auch in unseren Tagen und vielleicht an Euch und an vielen
Eures
Volkes (Drittes Reich!) wiederum zur Wahrheit werden: "Der Satan hat verlangt,
euch zu
sieben wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube
nicht wanke".
Wer weiß, welche Prüfungen die Zukunft in ihrem Schoße
birgt! Wer weiß, welcher Sturmwind
über die Tenne des Herrn dahinfegen wird,
um Spreu und Weizen zu scheiden! Aber vertraut!
Der, der für den ersten Petrus
betete, hat auch für den Petrus von heute mitgebetet und für alle
die, die
in Treue und Gehorsam zu diesem Petrus stehen und zu dem Evangelium Christi,
das er
als gottgesandter Lehrer der Welt verkündet.
Christus ist und
bleibt das letzte Wort des erbarmenden Gottes an die Menschheit. Was ihn
verneint,
ist Irrtum! Was sich ihm nicht beugt, ist Rebellion! Was ihn verachtet, webt
sich
selbst das Totenkleid! Wer Christi Namen und Kreuz, Christi Lehre und Glauben
aus den
Herzen der Menschen zu tilgen sucht, ist nicht Wegbereiter einer besseren
Zukunft, sondern
ihr Totengräber!
Laßt mich schließen mit einem Gebet
zu dem neuen Heiligen, den Deutschland der Kirche und
die Kirche Deutschland
geschenkt hat:
Heiliger Konrad, Du Vorbild
eines in Christus
ruhenden
in Christus glücklichen
in Christus
sich verzehrenden Lebens,
eines Lebens Treue und des Gehorsams,
des Gebetes und der dienenden Liebe,
erflehe uns, daß wir Deinem
Beispiel folgend so durch die Güter dieser Welt hindurch gehen,
daß wir die
ewigen nicht verlieren. Hilf uns durch Deine Fürbitte erkennen, daß Christus,
und
Christus allein der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, für den einzelnen
wie für die Völker.
Du, der Du einst auf Erden niemanden abweisest, der an die
von Dir behütete Pforte klopfte,
höre unser Gebet in unserer Not und Bedrängnis,
in unserer Schwäche und Hilfsbedürftigkeit,
und öffne dem Volk, das die Ehre
hat, Dich zu seinen Söhnen zu zählen, durch die Kraft Deiner
Fürbitte die Pforte
zu wahrem Frieden, den die Welt nicht kennt und nicht zu geben vermag,
den
Frieden, den nur der Geist von oben geben kann, der mit dem Vater und dem Sohne
in
gleicher Herrlichkeit lebt und regiert, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Eugenio Kardinal Pacelli